The Story behind (Video Link)
5.03.2023 11.00 Uhr, Seychellen, Praslin. Im Hintergrund summt leise Reggae Musik, der Pool plätschert. Sonnenschein, 31 Grad, ein Lufthauch flattert durch die Palmen. Ich sitze mit meinem Laptop auf einer Liege im Schatten. Wie kommt es, dass wir an diesem einzigartigen, exklusiven Ort gelandet sind?
Herbst 2016. Mein Mann Martin und ich, Esther, wandern bei kühler Witterung und deprimierter Stimmung dem Greifensee entlang. Wir haben jung geheiratet, Martin war noch im Studium. Nach vier Jahren kam unser erstes Kind. Danach war für viele Jahre das Programm vorgegeben. Irgendwann legten wir uns ein 50er Spar Konto zu. Damit wollten wir, wenn wir fünfzig würden ein paar Träume verwirklichen. (Träume, die als fünfköpfige Familie für uns nicht bezahlbar waren). Ein paar Jahre sah das vielversprechend aus. Bloss hatten wir eben dieses Konto plündern müssen. Verschiedene Bedürfnisse der Familie hatten dazu geführt, dass dieses Sparkonto nur noch dem Namen nach existierte. Esther: «Ich wünsche mir, einmal Palmen vor Ort zu malen. Seit meiner Lehre als Grafikerin, bin ich fasziniert von den Bildern, die der Maler Paul Gauguin auf einer karibischen Insel gemalt hat. Ich würde auch gerne eine Schule für Bibelstudium machen. Vielleicht ist eine halbjährige Auszeit möglich?» Martin: «Wie wäre es mit tauchen, surfen oder Gleitschirm fliegen in Hawaii? Oder wir könnten uns ein eigenes Gummiboot mit Motor kaufen? So wie wir momentan sparen, haben wir unser 50er Konto etwa in 30 Jahren wieder gefüllt.» Esther: «Super, dann sind wir achtzig. Ich kann meine Träume somit begraben.»
Herbst 2020. Unsere dritte Grossmutter, die wir in unsere Familie aufgenommen hatten, erkrankte schwer. Loni und ihr Mann Kurt waren unfreiwillig kinderlos. Sie freuten sich an unseren Kindern. Loni feierte mit uns manche Weihnachten und wir verbrachten Zeit miteinander. Loni war eine aufgeweckte, witzige, wortgewandte und unternehmungslustige Person. Sie hat als Rebbäurin bei Landi gearbeitet und wohnte bescheiden in einer kleinen Wohnung. Wenn wir uns in Zürich trafen, lud ich sie immer zum Essen ein. Ihr Mann Kurt, war Busfahrer gewesen und starb leider bald nach der Pensionierung. Mit ihrer bescheidenen AHV-Rente, dachten wir, konnte sich Loni nicht viel leisten. Irgendwann erfuhren wir, dass es eine Verwandte auf der Seite von Kurt gab. Mit dieser Frau zusammen sorgten wir für Loni. Am Telefon durfte ich manchmal für Loni beten. Ihr plötzlicher Tod an Covid betraf uns alle sehr. Unsere Familie kam zur Beerdigung. Was für ein Glück zu hören, dass der junge reformierte Pfarrer von Veltheim eine tiefe Beziehung zu Loni aufgebaut hatte. Er erzählte, dass er trotz Covid Isolation ins Spitalzimmer zu Loni konnte und dort mit ihr den «Reisesegen» den Übergang von hier zur Ewigkeit mit Gott im Himmel gebetet hat. Loni bedankte sich im selbstgeschriebenen Lebenslauf für den Familienanschluss an Familie Hunziker. Ich war berührt, beglückt und dankbar! Gott sendet sogar Engel in für uns verschlossene Covid Stationen! Und Loni hat sich bei uns bedankt. Was für ein Segen.
Winter 2020. Durch Covid konnten wir in diesem Jahr nicht in die Ferien. So war es ein spezieller Moment, als wir im Dezember das erste Mal in unserem Leben eine so grosse Summe: 5’000 Franken für christliche non Profit Organisationen spenden konnten. Wir waren überglücklich und fühlten uns sehr reich.
Sehr überrascht waren wir dann, im Januar 2021 als ein offizielles Schreiben aus Winterthur kam. Wir waren zu einem siebtel Erben von Loni und erbten 50’000 CHF! So etwas hatte ich bis jetzt nur in Büchern gelesen. Loni war eine wohlhabende Frau gewesen. Es begeisterte mich, zu erleben, dass es sich lohnt in Menschen zu investieren. In diesem Ausnahmefall wirkte sich das in Geld aus. Oft zahlt es sich aus in anderen Formen. Zum Beispiel mit Zufriedenheit, Glück und Freude. Wir bezahlten Steuern, spendeten zehn Prozent der Kirche und gaben den Kindern einen Teil weiter. Die konnten das gerade sehr gut gebrauchen.
Den ersten Wunsch den wir uns im Frühling 2021 erfüllten, war ein Gummiboot mit Motor. Damit tuckern wir auf dem Zürich- und Walensee oder im Mittelmeer. Und dieses Jahr erfüllten wir uns meinen Wunsch. Malen einer echten Palme vor Ort. Wie Gauguin auf einer Insel. Dreizehn Tage malte ich auf La Digue, Seychellen. Es war wie ein Traum. Diese Farben, diese Formen! Ich war hin und weg. Am liebsten wäre ich ein Jahr geblieben und hätte als nächstes Häuser gemalt und dann die wunderschönen Menschen. Zusammen tauchten und fotografierten wir.
Ich bin überwältigt und tief dankbar. Gott hat mir einen Herzenswunsch erfüllt. Er ist grosszügig, treu und durch und durch gut. Ein liebender Vater. In zwei Stunden werden wir uns auf den Weg machen. Zurück in die Schweiz. Die Erinnerung bleibt. Esther Hunziker